Arbeitsgruppen

Consumer Health Informatics (CHI)

Was ist CHI?

Durch technologische Entwicklungen – wie z.B. das Internet oder Smartphones – ist medizinisches Wissen für die Anwendergruppe der medizinischen Laien in den letzten Jahrzehnten weltweit und jederzeit verfügbar geworden [1-3]. Hieraus ergeben sich Veränderungen im traditionellen Arzt-Patienten-Verhältnis [4]. Selbstbewusst auftretende und aktiv gestaltende Patienten nehmen zunehmend Einfluss auf mögliche Behandlungsoptionen und die damit einhergehenden langfristigen Folgen für ihre Gesundheit. Der Begriff des Patient Empowerment umschreibt diesen Sachverhalt und ist inzwischen international ein etabliertes Fachgebiet [5].

Gleichzeitig gewöhnen sich Konsumenten durch die alltägliche Smartphone-Nutzung an ubiquitär verfügbare Informationsversorgung zur Entscheidungsunterstützung. Dies betrifft z.B. nicht nur das Buchen von Zugfahrkarten, sondern zunehmend auch das Abrufen von personalisierten gesundheitsrelevanten Informationen. Dies zeigt sich vor allem an einer wachsenden Anzahl von Apps mit Bezug zum Themenfeld „Gesundheit und Medizin“. Dabei werden Apps nicht mehr nur zur reinen Wissensakquise benutzt, vielmehr sammeln Endverbraucher durch in Smartphones integrierte Sensoren zunehmend Daten über sich selbst. Das sogenannte Phänomen des Quantified Self-Trackings [6] wird hierbei auch durch die Sport- und Gesundheitsindustrie verstärkt erkannt. In diesem Kontext können derartige Daten jedoch auch für Krankheitsprävention oder gesundheitsbewussteres Leben verwendet werden – z.B. Animierung zu mehr körperlicher Betätigung im Frühstadium von Typ-2 Diabetes.

Aus den zuvor genannten Aspekten entsteht die Notwendigkeit, bei der Entwicklung von (medizinischen) Softwaresystemen stärker die Anwendergruppe der medizinischen Laien zu involvieren. Dies gilt insbesondere für die Aspekte der Gebrauchstauglichkeit und Entscheidungsunterstützung. Darüber hinaus spielen die zielgruppenbezogene Repräsentation von Wissen sowie die Datensicherheit bei der Übertragung von personenbezogenen Daten eine zentrale Rolle.

Bereits heute existieren vielfältige Projekte und Forschungsinitiativen zu den oben aufgeführten Themenfeldern. Daher ist es das primäre Ziel, das Themenfeld innerhalb der GMDS zu etablieren sowie institutsübergreifende Projektideen zu konsumentenzentrierten Anwendungen zu kanalisieren und voranzutreiben. Die Projektgruppe soll daher als Austausch- und Vernetzungsplattform u.a. für interdisziplinäre Projekte und Publikationen dienen.

Materialien

Für alle Mitglieder der AG CHI findet sich unter HIER eine Kurz-Präsentation im GMDS-Layout, die das Themenfeld Consumer Health Informatics und die Tätigkeit der AG näher vorstellt. Die Folien können frei verwendet werden, um beispielsweise in Vorträgen auf unsere Tätigkeiten aufmerksam zu machen.

Referenzen

[1] Hardey, M. Doctor in the house: The Internet as a source of lay health knowledge and the challenge to expertise. Sociol. Health Illness 1999, 21, 820–835, doi:10.1111/1467-9566.00185.

[2] Cline, R.J.; Haynes, K.M. Consumer health information seeking on the Internet: The state of the art. Health Educ. Res. 2001, 16, 671–692, doi:10.1093/her/16.6.671.

[3] Eysenbach, G.; Kohler, C. How do consumers search for and appraise health information on the world wide web? Qualitative study using focus groups, usability tests, and in-depth interviews. Br. Med. J. 2002, 324, 573, doi:10.1136/bmj.324.7337.573.

[4] McMullan, M. Patients using the Internet to obtain health information: How this affects the patient–health professional relationship. Patient Educ. Counsel. 2006, 63, 24–28, doi:10.1016/j.pec.2005.10.006.

[5] Anderson, R.M.; Funnell, M.M. Patient empowerment: Reflections on the challenge of fostering the adoption of a new paradigm. Patient Educ. Counsel. 2005, 57, 153–157, doi:10.1016/j.pec.2004.05.008.

[6] Swan, M. Emerging patient-driven health care models: An examination of health social networks, consumer personalized medicine and quantified self-tracking. Int. J. Environ. Res. Public Health 2009, 6, 492–525, doi:10.3390/ijerph6020492.