Jahresberichte

Methodik systematischer Reviews

Dr. Kirsten Herrmann, München (Leiterin) 

Tätigkeit vom 1. Januar 2021 bis 31. Dezember 2021

Gegenstand und Relevanz: Systematische Reviews bilden den Kern in Health Technology Assessments (HTAs). HTA bewerten Kurz - und Langzeiteffekte von Gesundheitstechnologien. Sie werden nach systematischen vorab festgelegten Methoden und multidisziplinär durchgeführt. Sie informieren über medizinische,
ökonomische, organisatorische, soziale, ethische Implikationen, sodass sie unter anderen für Verteilungs-Entscheidungen im Gesundheitssystem relevant sind und im Rahmen der rechtlich-organisatorischen Ausgestaltung des Gesundheitssystems einen festen Platz gefunden haben und regulatorische Entscheidungen unterstützen denen finanzielle Konsequenzen folgen.

Zielsetzung: Als multidisziplinär ausgerichtete, wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Förderung der methodologischen Entwicklung Systematischer Reviews als Kernstück von HTAs, stehen neben dem methodischen Austausch auch die Konsequenzen auf die Ausgestaltung des Gesundheitssystems und Wechselwirkungen aktueller Entwicklungen über die Fachgrenzen der Teildisziplinen (Public Health, Epidemiologie, Biometrie, Gesundheitsökonomie, etc.) hinweg im Focus der Arbeitsgruppe.<o:p></o:p>

Die Arbeitsgruppe „Methodik Systematischer Reviews“ führte auf der GMDS-Jahrestagung 2021 bei der Virtuellen Tagung einen Workshop durch: 

Health Technology Assessment 2021: Neues zur europäischen HTA-Zusammenarbeit, Medizinprodukte, Methodik und Praxis fortlaufender Reviews, Methodenbewertung verschiedener Gesundheitstechnologien

Der interdisziplinäre Workshop der AGs/AKs Health Technology Assessments (HTA), Methodik Systematischer Reviews, Gesundheitsökonomie und Medical Decision Making verfolgt die Entwicklungen im Bereich der europäischen Gesetzgebung zu HTAs weiter und hat Referentinnen und Referenten eingeladen, die zur Methodik und Praxis von Assessments bei sich schnell verändernder Evidenzlage wie aktuell in der Covid-19 Pandemie gegeben, berichten. Außerdem wird ein EU-Projekt zu Studiendesigns für Medizinprodukte im Rahmen der Medizinproduktegesetzgebung (Medical Device Regulation) vorgestellt.

Ziel des Workshops ist es, wie bereits traditionell auf der Jahrestagung der GMDS, allen an HTA beteiligten Bereichen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinweg einen Platz zu bieten für aktuelle Informationen, Austausch und kritische Diskussion. Die Vorträge informieren über den Stand verschiedener Entwicklungen von HTA und laden zur Diskussion ein. 

Im Fokus steht als übergreifendes Thema die „Europäisierung“ des HTA und der neueste Stand des Entwurfs der Europäischen Kommission zu einer europäischen Gesetzgebung zur HTA-Kollaboration nach 2020.

Zur Bündelung der Ressourcen war in der Pandemie die Zusammenarbeit der nationalen HTA-Organisationen in Europa bei der sich schnell ändernden Evidenzlage zu Prävention, Diagnostik und Therapie der Covid19-Krankheit besonders gefragt. Hierzu hören wir einen Beitrag von der Koordinatorin der EUnetHTA Covid-19 Rolling Reviews. Im Anschluss dazu Überlegungen eines weiteren Referenten zu den Limitationen der gegenwärtigen Methodik und des Umfelds zur Evidenzgenerierung bei der Durchführung systematischer Reviews und was sich ändern sollte.

Im zweiten Teil des Workshops wollen wir Methodenbewertungen aus verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel der Diagnostik, den DIGAS und der Arzneimittelbewertung beleuchten und unterschiedliche Vorgehensweisen, Ergebnisse und Entscheidungen diskutieren. Es werden Vertreter aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitssystems unterschiedliche An- und Herausforderungen an aktuellen Beispielen aufzeigen. 

2022 wird ein virtueller Workshop am 9.12.2022 stattfinden:

Health Technology Assessments: Wie wird die Europäische Nutzenbewertung aussehen? Wie entwickeln sich methodologische Aspekte für die Nutzenbewertung weiter?

Der interdisziplinäre Workshop der AGs/AKs HTA, Methodik Systematischer Reviews, Gesundheitsökonomie und Medical Decision Making beschäftigt sich zum einen mit der Entwicklung im Bereich Health Technology Assessments (HTA) in der europäischen Zusammenarbeit zum anderen werden methodische Weiterentwicklungen diskutiert, die Relevanz in der Nutzenbewertung im AMNOG-Verfahren haben könnten. Das Horizon2020-Projekt Coordinating Research and Evidence for Medical Devices (CORE-MD) zieht den Kreis zu den Bewertungen der Medical Devices. Zudem werden die Vereinbarkeit von AMNOG und EU-HTA, die Bedeutung relevanter Themen in der Erstattungsbetragsverhandlung neuer Arzneimittel und auch methodologische Herausforderungen die bei Evidenzsynthesen auftreten, vorgestellt und diskutiert. 

Ziel des Workshops ist es, auf dem Kongress der GMDS allen an HTA beteiligten Bereichen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinweg einen Platz zu bieten für aktuelle Informationen, Austausch, kritische Diskussion und methodische Weiterentwicklung. Impulsvorträge informieren über den Stand verschiedener Entwicklungen von EU-HTA; die aktuellen Änderungen in der Nutzenbewertung im AMNOG und laden zur Diskussion zur Vereinbarkeit beider Systeme ein. 

Im Fokus des ersten Teils steht die Europäisierung des HTA-Prozesses und der neueste Stand der EU-HTA-Regulation und zum andern werden die Ergebnisse zu den Empfehlungen der ISO und Zulassungsbehörden zum Studiendesign für Zulassungsstudien für therapeutische Hochrisiko-Medizinprodukte aus dem des CORE-MD-Projekts beleuchtet. Hierzu wurde ein Review durchgeführt. 

Im zweiten Teil des Workshops wird der Fokus mehr auf die Bedeutung von methodischen sowie verfahrenstechnischen Aspekten gelegt. Es werden methodologische Aspekte der Systematischen Reviews diskutiert und epidemiologischen Schätzungen zur Zielpopulation in der Erstattungsbetragsverhandlung. Es werden interessante methodologische Aspekte der Systematischen Reviews diskutiert, die registerbasierte Studien einschließen. Studien auf Basis von Registerdaten gewinnen zunehmenden an Bedeutung für die Nutzen-/ Schadenbewertung. Somit steigt die Relevanz dieser Studien für Evidenzsynthesen. Allerdings birgt der Einschluss von register-basierten Studien einige Herausforderungen (z.B. Studienklassifikation, überlappenden Studienpopulationen). Es werden Herausforderungen beschrieben, potentielle Lösungsansätze skizziert und Bereiche aufgezeigt, in denen weiterer Forschungsbedarf notwendig erscheint. In Bezug auf die Erstattungsbetragsverhandlungen neuer Arzneimittel wird daraufhin die Bedeutung epidemiologischer Schätzungen zur Zielpopulation diskutiert. Mit der zunehmenden Verfügbarkeit von hochpreisigen Arzneimitteln für neuartige Therapien (ATMPs) werden Bedenken laut, dass Orphan Drugs und andere neuartige spezifizierte Therapie das Gesundheitssystem mit untragbaren Kosten belasten könnten. Wir untersuchen daher welche Faktoren den Preis eines neuen Orphan Drugs beeinflussen. Von besonderem Interesse ist dabei der Einfluss der geschätzten Größe der Zielpopulation auf die Preisbildung. Basierend auf allen Nutzenbewertungsverfahren von Orphan Drugs zwischen 2011 und 2021 in Deutschland wurden Markteintrittspreise, verhandelte Preise und Bewertungskriterien ausgewertet. Verschiedene Arten von Regressionsanalysen (stufenweise OLS, polynomiale OLS, spline-basierte Regression) wurden durchgeführt, um den Zusammenhang zwischen dem rabattierten Preis und der geschätzten Größe der Zielpopulation zu analysieren. Es zeigte sich, dass insbesondere bei sehr kleinen Populationsgrößen ein signifikanter negativer Zusammenhang zwischen Bevölkerungsgröße und dem Preis zu beobachten war.

Amtszeit der Leiter*innen und deren Vertretung 
Monat Jahr bis Monat Jahr